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Historisches aus Treuenbrietzen

Turley-Orgel

Leidenschaftlich tüfteln und backen

Klangvoll sind sie bis heute seine Werke. Denkmalgeschützte befinden sich unter ihnen. Meisterstücke sind es aus der Werkstatt für Orgelbau, die Johann Tobias Turley 1814 gründete, und damit zugleich seinen erlernten Beruf Bäckermeister an den berühmten Nagel hing. Mit Unermüdlichkeit brachte er im gezielten Selbststudium seine Talente und die bis dahin erworbenen Kenntnisse sowie handwerkliche Erfahrungen meisterlich zur Reife und damit ins Instrument. Er starb 1829. Sein Sohn, Johann Friedrich Turley, baute bis ca. 1840 weiter Orgeln.

In der Zeit der DDR, in einen beklagenswerten Zustand geratene Klangkörper, konnten durch aufwendige Restaurierungsarbeiten gerettet werden. In den Gemeinden Kaltenborn bei Niedergörsdorf und Frankenfelde bei Luckenwalde befinden sich Kleinode seiner musikalischen Klangwelt und baulichen Kunst, also ganz in der Nähe von Treuenbrietzen.                                                                      

... Mehr lesen  zu J. T. Turley auf www. heimatverein-treuenbrietzen.de, Beitrag 2022

In Folge mehrerer Erinnerungstage wird der Heimatverein Treuenbrietzen e.V. das Turleyische Können im Festumzug der Sabinchenfestspiele am 16. Juni 2024  würdigen.                   

 

K. Franz , Stand: 29. Mai 2024


 

Walke

Im Jahre 1903/04 ist die 1898 von der Tuchmacher-Innung erworbene sogenannte hintere Walke bei Frohnsdorf mit einem Flächeninhalt von 76 ar zum Preis von 4000,00 Mark an den Direktor des Königlichen Zeughauses zu Berlin, Herrn Regierungsrat Dr. von Ubisch verkauft worden. Die Stadtgemeinde hat sich ein Vorkaufsrecht vorbehalten.


In der Dörrgemüse und Sauerkrautfabrik der Firma Lehmann & Sohn ( Sauerkraut Lehmann) war der Geschäftsgang recht lebhaft. Es wurden während ca. 9 Monaten im Jahr durchschnittlich 4 männliche und 30 bis 40 weibliche Arbeitskräfte beschäftigt. Der größere Teil entfiel allerdings auf den Eigenanbau von Gemüsen, also auf den landwirtschaftlichen Betrieb. Der Absatz der Erzeugnisse der Firma war ein sehr guter, so daß die eigene Produktion nicht ausreichte, sondern von anderen Fabriken noch zugekauft werden mußste. Auch hatte sich der Gemüseanbau seitens der hiesigen Landwirte bei weitem nicht in dem Umfange entwickelt, wie man bei dem bequemen Absatz hätte erwarten sollen. Die Firma ist deshalb darauf angewiesen, die eigenen Gemüseplantagen nach Möglichkeit zu vergrößern. Nur Weißkohl macht insofern eine Ausnahme, als er in seiner Menge und zu sehr billigen Preisen und von Magdeburg bezogen werden kann, sodaß die Fabrikation von Sauerkohl an keine Grenzen gebunden ist. Im Jahre 1904 ist der Betrieb durch die in Folge des trockenen Sommers eingetretene erhebliche Beeinträchtigung der Gemüseernte empfindlich geschädigt worden.

 


Nachtrag zur Bäckerinnung von Treuenbrietzen

Am 16. Dezember 2022, vor 680 Jahren (1342) erhielt die Bäckerinnung der Stadt Treuenbrietzen ihre Zunftprivilegien. Sie enthielten die Vorschriften der Ausbildung, der Gesellen und Meisterschaft. So musste ein Geselle mindestens zwei Jahre gewandert sein, ehe er Meister werden konnte. Die Privilegien enthielten auch Strafen, die die Bäcker zu zahlen hatten, wenn durch die Schuld eines Bäckers Versorgungslücken auftraten. Die Meisterfrauen mussten ebenfalls Mitglied der Zunft sein. In der Vorschrift heißt es: „ Ehe solches nicht geschiehet, soll derselben nicht vergönnt werden, auf dem Markt zu sitzen und feil zu halten.“ Die Bäcker wurden 1359 angewiesen, täglich zur Zeit der Frühmesse ihre Erzeugnisse zum Verkauf auf die Stadtbank (Hakenbuden) zu schicken. Im Jahre 1867 arbeiteten 15 Bäckermeister in der Stadt. Selbst 1955 gab es noch 11 Fein-,Kuchen-, Weiß- und Brotbäckereien. Das waren die Betriebe Baatz, Edel, Knape (seit 1848), Mischke, Mohnkopf (seit 1788), Riecke, Scholz, Sieberhein, Schüler (seit 1851) Schwarze und Wolter. Im Jahr 2023 gibt es nur noch die Bäckerei und Konditorei von Herrn Sieberhein in der Neuen Marktstraße.

W. Ucksche

Innungskrug

Johann Tobias Turley (1772 – 1829)

Von der Öffentlichkeit fast unbemerkt wurde an den größten Sohn unserer Stadt, Dr. Martin Kemnitz erinnert (siehe letzte Ausgabe der Treuenbrietzener Nachrichten). Vor 500 Jahren wurde Kemnitz geboren. Unser heutiger Jubilar wurde dagegen vor 250 Jahren, am 4. August 1772 in Treuenbrietzen geboren und hieß Johann Tobias Turley. Sein Vater, der Bäckermeister Friedrich Turley hatte wenig Verständnis für die musikalischen Vorlieben seines Sohnes Tobias und wünschte lieber, dass er ein solides Handwerk erlerne und einmal den väterlichen Betrieb übernehme. 1793 heiratet der 21 -jährige Turley Maria Luise Bergmann aus Deutsch Bork. Sie haben einen gemeinsamen Sohn, Johann Friedrich Turley, der das Orgelbauen seines Vaters fortführen wird. Tobias Turley war gänzlich Autodidakt und Bäcker von Beruf. Seine Neigung zur Musik und seine Geschicklichkeit für mechanische Beschäftigungen veranlassten ihn, sich der Orgelbaukunst zu widmen. Die erste Orgel die er selbst baute, befindet sich in der Kirche zu Brachwitz. Die Regierung übertrug ihm mehrfach Orgelbauten, welche zur Zufriedenheit der Sachkundigen ausfielen. Er fertigte 20 neue Orgeln, von denen sich die größte in Joachimsthal befindet; auch führte er 30 Orgelreparaturen aus. Unser Heimatdichter Arthur Jaenicke hat ihm mit seiner Erzählung „Tobias Thurley bäckt Semmeln und baut Orgeln“ ein bleibendes Denkmal gesetzt.

 

W. Ucksche

Johann Tobias Turley

Dr. Martin Chemnitz

Vor 500 Jahren, am 9. November 1522 wurde Martin Chemnitz in Treuenbrietzen geboren. Chemnitz, Superintendent in Braunschweig war einer der wichtigsten lutherischen Theologen in der Generation nach Luther. Er lebte und arbeitete für die Zusammenfassung und Sicherung der lutherischen Reformation. Mit seiner umfangreichen Schrift Examen Decretorum Concilii Tridentini gab er die dringend notwendige evangelische Antwort auf das papstkirchliche, endgültig gegenreformatorische Trienter Konzil (1545-1563) und dessen fortan geltende Lehren. Unter dem Dirigat von Martin Chemnitz entstand mit dem Konkordienbuch das große Dokument der Einheit der evangelischen Kirche. Er erhielt deshalb den Beinamen „der zweite Martin“. Denn erst das Konkordienbuch habe Luthers Erbe und damit die Identität der Lutheraner auf Dauer gesichert. Schon zu seinen Lebzeiten wurde der Spruch geprägt:

 

Ihr Protestanten habt zwei Martine;

Wäre der Spätere  (Chemnitz) nicht gewesen,

hätte der Erste (Luther) nicht bestanden.

 

Noch heute ist das Konkordienbuch die theologische Grundlage aller deutschen Landeskirchen mit lutherischer Tradition.

Damit ist Martin Chemnitz gewissermaßen der Mann, den Treuenbrietzen zur Weltgeschichte beigesteuert hat.

Der Heimatverein Treuenbrietzen erinnerte mit einer „Feierabendwanderung“ im Juni an den bedeutendsten Sohn unserer Stadt. Die evangelische Kirchengemeinde Treuenbrietzen hatte am 2. Oktober 2022 zu einem Festvortrag in die Marienkirche eingeladen. Als Referenten konnte die Pfarrerin i.R. Susanne Weichenhan ihren ehemaligen Studienkollegen, Prof. Andreas Lindner von der Universität in Erfurt gewinnen. Unter der Überschrift: Martin Chemnitz (1522-1586)-Ein Sohn Treuenbrietzens in den Kämpfen um Luthers Erbe, bekamen die Zuhörer einen hervorragenden Vortrag geboten der auch für Laien leicht verständlich und interessant war.

 

W. Ucksche

Chemnitz mit Frau

 

Kupferkabel in Dietersdorf

„Bauleute finden dickes Kupferkabel in Dietersdorf und rätseln über Herkunft“. So konnte man im „Fläming-Echo der MAZ vom Freitag, 2. September 2022 auf Seite 13 lesen.

 

Es handelt sich hierbei vermutlich um Reste des Hauptpostkabels der Reichspost, die aus München und Frankfurt/Main über das Verstärkeramt an der Berliner Straße in Treuenbrietzen nach Berlin führten. Um die Stadt Berlin herum wurde in den 30 zier Jahren ein weiteres Hauptpostkabel verlegt. Der fast 400 km lange „Fernkabelring Berlin“ garantierte dem Oberkommando der Wehrmacht eine standhafte Verbindung. In Treuenbrietzen entstand ein Knotenpunkt der den Sitz von wichtigen Dienststellen des Heeres und der Luftwaffe begünstigte. So entstand als Nachfolge der Jüterboger Nachrichtenschule ab 1939 die „Feste Horchstelle“ der Wehrmacht auf dem Hellberg. Von der Leipziger Straße führte eine Betonstraße zur „Luftnachrichtenvermittlung (LV 72)“. Zu dieser Dienststelle der Luftwaffe gehörte noch ein Hochbunker an den Krankenanstalten, einer Kommandostelle zum Jägereinsatz. Die dritte Dienststelle war ein Kurzwellensender mit Rhombus-Antennen. Das dazugehörige Gebäude trug den Namen „Fuchsbau“. Alle drei Dienststellen hatten Verbindungskabel zum Verstärkeramt der Deutschen Reichspost in der Berliner Straße Nr. 8 in Treuenbrietzen und nutzten diese „Datenautobahn“ für ihre Arbeit.

 

W. Ucksche


Die Badeanstalt in Treuenbrietzen

vor 160 Jahren, im Jahre 1862 wurde mit dem Bau unserer Badeanstalt in Treuenbrietzen begonnen. In der Lokalzeitung hieß es zum neu errichteten Freibad: Den badenden Herren an der Promenade empfehlen wir, sich mit Badehosen zu versehen. Die Kaufleuten W. Müller und Sasse boten daraufhin Badehosen in verschiedenen Größen für Kinder und Erwachsene an. Die städtische Bau-Kommission wurde beauftragt, sich mit dem Bau eines Badehauses zum Umkleiden zu beeilen. Bürgermeister Rosenthal reagierte schon am folgenden Tage: „Bis zur Vollendung des zu bauenden Badehauses bei der neuen Badeanstalt ist das Baden da selbst unbedingt für Jedermann und namentlich für erwachsene Personen bei einem Taler Geldbuße oder 1 Tag Gefängnisstrafe verboten“. Darüber hinaus wird ein Arbeitsplatz geschaffen: Die Stadt sucht einen rüstigen und zuverlässigen Mann, der zur Erteilung des Schwimmunterrichts befähigt ist. Die Badeanstalt in Treuenbrietzen dürfte die älteste Anlage dieser Art in Brandenburg sein.

 

W. Ucksche

Neuzugang

Neulich besuchte dass Ehepaar Borchard aus Kähnsdorf unser Heimatmuseum. Sie schenkten dem Museum ein Dokument mit der Bezeichnung „Stromlaufzeichnungen für Leitungsaufseher“ aus Treuenbrietzen vom 03. März 1910. Die Schrift stammt aus der Sammlung von Wolfgang Weber aus Michendorf. Wir bedanken uns dafür ganz herzlich.

 

W. Ucksche


 

Bronzestier von TB
Bronzestier von TB

Der Bronzestier von Treuenbrietzen
Neben einem Faustkeil aus der Besiedlungszeit durch die „Neandertaler“ vor ca. 50.000 Jahren, ist der Bronzestier von Treuenbrietzen der wohl wichtigste vorgeschichtliche Fund unserer Gegend. Nach dem Jahrbuch des  Deutschen Archäologischen Instituts vom Jahre 1931 dürfte der Fund einzigartig in Deutschland sein. Um 1860 wurde in Treuenbrietzen Torf gestochen, vornehmlich im Zarth aber auch im Böllrich. Im Jahre 1870 entdeckten Arbeiter beim Torfstechen im Böllrich diese Stierfigur aus der Bronzezeit, die ein Alter von mindestens 2500 Jahre aufweist. „Die Figur war 20 cm lang, 12,5 cm hoch,massig gegossen und zwar in zwei Stücken. Der Schnitt verläuft von der Brust mitten durch den Körper nach hinten. Die Vorderbeine sind nur noch als Stummel vorhanden.“ Besitzer des Fundes wurde der Ziegeleibesitzer Friedrich Mann, der 60 Morgen Wiesen in der Mitte des Böllrichs besaß. Um 1882 befand sich die Figur dann im Besitz von Professor Dr. Mann in Brandenburg, einem Bruder unseres Ziegeleibesitzers aus Treuenbrietzen. Nach dessen Tod erbte ihn sein Neffe in Berlin, der mit einer Treuenbrietznerin verheiratet war. Von dieser, einer geb. Liebenberg, erwarb ihn dann das Märkische Museum in Berlin für 400 Mark. Während des 2. Weltkriegs wurde das Märkische Museum Opfer von Bombardierungen und etliche Fundstücke wurden unwiederbringlich zerstört. Man muss davon ausgehen, dass der Bronzestier von Treuenbrietzen zu den Kriegsverlusten des Märkischen Museums gehört.

 

W. Ucksche


 

Kanalisation in der Großstrasse

Wasserversorgung und Kanalisation

Vor 120 Jahren, im März 1902 begann man in Treuenbrietzen mit dem Bau einer neuen Wasserver- und Entsorgung. Die alten Anlagen stammten noch aus dem Mittelalter und bestanden aus drei Stadtbächen (Bäken) und 7 öffentlichen Kesselbrunnen die man zu Röhrenbrunnen umbaute. Zwei Stadtbäche verliefen auf der Großstraße, der dritte durch die Kietzstraße, Breite Straße und die Marienkirchstraße. Früher gab es auch noch einen vierten Stadtbach der durch die Grünstraße verlief, zu diesem Zeitpunkt aber schon zugeschüttet war.

Die Standorte der öffentlichen Brunnen waren:

1. auf dem Neuen Markt

2. in der Grünstraße

3. in der Töpferstraße

4. zwei in der Vogelgesangstraße

5. in der Berliner Vorstadt

6. an der Marienkirche

 

Der Brunnen auf dem Hof des ehemaligen Garnisonslazarett (heute Gesamtschule) wurde im Jahre 1903 ebenfalls in einen Tiefenbrunnen umgewandelt.

Das Wasser zum brauen des guten Treuenbrietzener Bieres wurde in alter Zeit nicht nur den Brunnen, sondern auch den Stadtbächen entnommen. Damit niemand seinen Unrat in der Zeit des Bierbrauens in die Bäken entsorgte, musste der „Ausklingler“ durch die Straßen laufen und seinen Spruch verkünden:

Et wird hiermit anjedit, det keener in de Bäke schütt, denn Morjen wird jeubrout.

Später wurden noch ein Wasserwerk, Wasserleitungen, Abwasserleitungen, ein Wasserturm und eine Kläranlage gebaut. Die städtischen Körperschaften lehnten anfangs diese Verbesserungen ab und meinten es reiche ein Verbesserung der Stadtbäche und der vorhandenen Brunnen. Auf Druck der preußischen Staatsregierung wurde der Bau der damals modernen Wasser- und Abwasseranlagen durchgesetzt. Ein Grund dafür waren die allgemeinen hygienischen Verbesserungen sowie die Verhinderung von Choleraepidemien.

 


Gewitter über Treuenbrietzen

Ein Zeitungsbericht aus Treuenbrietzen berichtet aus dem Jahre 1878: Das Gewitter welches Sonnabend, dem 04. Mai über unsere Stadt und Umgebung hinwegzog, hat im Dorfe Brachwitz gezündet und dabei sind die drei Kossäthen-Gehöfte von Rüder, Boßdorf und Kauert abgebrannt. Trotz des heftigen Regens standen alle drei Gehöfte sehr schnell in Flammen und brannten noch Abends 10 Uhr lichterloh.

 


Von einem Erdbeben in Treuenbrietzen im Jahre 1872.

 

Am 6. März, 872 nachmittags 10 Minuten nach 4 Uhr wurden in Treuenbrietzen zwei schnell hintereinander folgende ziemlich starke Erdstöße bemerkt. Die Erschütterung war so stark, dass z.B. die Blumen auf einem Blumengestell stark schwankten, die Türen welche nicht fest in den Angeln hingen, sich klappernd bewegten. Die Erschütterung war sogar so stark, dass feststehende Gegenstände verrückt wurden. So ist die Stütze des Wacholderbaumes vor der Tür des Webermeisters Richter vor dem Berliner Tor zirka um 5 Zoll (rund 14 Zentimeter) in die Erde gesunken und ebenso der Amboss des Schmiedemeisters Dümchen  in der Berliner Vorstadt um zirka 2 Zoll tief in die Erde gegangen.

 

W. Ucksche


 

Persönlichkeiten aus Treuenbrietzen

 

Bürgermeister Gustav Jenner

Gustav Jenner wurde am 25. Dezember 1852 in Liebenau in der Neumark geboren. Nach der Schule arbeitete er bei Verwaltung in Liebenau, er war Hilfskraft beim Magistrat in Schwiebus und Assistent beim Magistrat in Grünberg. Dort wurde er Polizeisekretär und Schließlich Bürgermeister in Rackwitz. Am 1. Juli 1917 wurde er für 12 Jahre Bürgermeister in Treuenbrietzen. In seiner Amtsperiode siedeln sich die Industriebetriebe „Gehre-Dampfmesser“ (GRW) und Metallwarenfabrik Werk Sebaldushof an. Der Sportplatz an der Berliner Straße entsteht. In einer sehr schweren Zeit, (Inflation) entsteht nach den Entwürfen von Professor Schmarge und gestaltet von Gartenbauarchitekt Gustav Allinger die Kriegergedenkstätte an der Jüterboger Straße. Noch vor Ablauf seiner Amtszeit wird er 1928 für weitere 12 Jahre gewählt. Mitte 1932 wird er sehr krank. Die Nationalsozialisten stellen am 12. März 1933 einen Antrag auf Abberufung, dem einen Monat später stattgegeben wird. Der verdienstvolle Bürgermeister Gustav Jenner stirbt am 25. Juli 1933 in Treuenbrietzen.

 

W. Ucksche


 

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Kariedeln in Treuenbrietzen

 

Am Fastnachtsmontag (Rosenmontag) ist es wieder soweit. Die Kinder ziehen damals wie heute mit glattgeschabten Zweigen in der Hand von Geschäft zu Geschäft um Gaben einzusammeln. Früher waren es vor allem Brezeln, Pfandkuchen, Klemmkuchen und Würste die auf den Zweig gesteckt wurden. Kariedeln nennt man in unserer Gegend diesen Brauch, der auch in verschiedenen Nachbarstädten üblich ist. In Luckenwalde hat man sogar einen Kariedelbrunnen errichtet. Woher der Name kariedeln kommt ist nicht ganz eindeutig zu klären. Wahrscheinlich gingen in alter Zeit auch die Erwachsenen kariedeln. Bei Kaufmännern, Handwerkern und Landbesitzern wurden „Steuern“ eingetrieben. Einmal im Jahr wollte man auch den „Zehnten“ einfordern, der sonst nur der Obrigkeit zustand. Außer den oben genannten Gaben, gab es aber noch andere Lebensmittel die verteilt wurden, zum Beispiel Eier, Schinken, Obst und Bier. Um all die „Schätze“ zu transportieren wird man vielleicht ein Karre (Handwagen) benutzt haben.

So mag die Bezeichnung „Kariedeln“ für den Brauch beim einsammeln der Gaben entstanden sein. Noch heute sagen die Eltern zu ihren Kindern, wo seit ihr denn heute wider rumkariedelt? Rumkariedelt = rumtreiben, umherziehen.

Auf den Dörfern des Flämings nennt man denselben Brauch zempern. In der MAZ und anderen Publikationen wird oft auch der Begriff „Zimpern“ verwendet der allerdings falsch sein dürfte. In der lateinischen Sprache bezeichnet man als dezem den Zehnten. Zempern heißt also „ den Zehnten holen“. Die leckeren Sachen gab es aber nur wenn auch ein entsprechender Spruch aufgesagt wurde.

 

Der bekannteste lautet so:      „Ich bin der kleine König,

                                              Gebt mir nicht so wenig,

                                              Last mich nicht so lange stehen,

                                              Muss noch ein Häuschen weiter gehen.“

 

Weniger bekannt ist folgender: „Ich bin der kleine Kaiser,

                                               gestern war ich heiser,

                                               heute kann ich wieder reden,

                                               nun musst du mir eine Brezel geben.“

 

 

Eine lustige Geschichte vom Fastnachtsmontag in Treuenbrietzen 1938

Im Restaurant „Heese“ (Leipziger Straße 4) großer Jubel, Musik und Tanz. Auf der Straße ein Fuhrwerk, mit zwei Schimmeln bespannt, von denen der Mehlhändler W. Paasch aus der Leipziger Vorstadt und der Fuhrmann W. Kalisch von der Rietzer Grenze steigen. Beide haben schon ordentlich gefeiert, nun spannen beide die Schimmel aus, sitzen auf und wollen hoch zu Pferde in den Saal hinein. Die Türen werden sogleich geöffnet. Während nun W. Kalisch unter allgemeinen Jubel Einzug im Saal hält, stutzt der Schimmel des zweiten Reiters, macht kurz kehrt und wandert trotz allem Zerren am Zügel nach seinen Platz am Wagen. Der Reiter muss absteigen und zu Fuß seinem Freunde folgen. Er wird nun gefragt, warum er nicht hineingeritten ist. Da antwortet er:

Ich weiß auch nicht, ob der Schimmel noch nicht 16 Jahre alt ist. Es steht ja an der Saaltür angeschrieben: Unter 16 Jahren Zutritt verboten.

 

W. Ucksche


 

Die Kaiserurkunde Otto II.

Auszug aus der Kaiserurkunde Otto des II. Vom 21. Juli 981. „Alle Christen der Gegenwart und Zukunft mögen zur Kenntnis nehmen, dass wir auf inständig Bitten unserer geliebten Gemahlin und Mitkaiserin Theophanu zu unser beiderseitigen Seelenheil unseres kaiserlichen, gleichnamigen Vaters (Otto des Großen) die in unserem Besitze befindlichen Ortschaften und Kastelle im Slavenland: Nuenburg, Dubie und Briechouua genannt, im Havelgau und in der Grafschaft Markgrafen Dietrich unweit der Havel gelegen, zu eigen geschenkt haben an das Kloster Memleben, welches von uns und unserer Gemahlin Theopfanu zu Ehren der heiligen Jungfrau und Gottesmutter Maria mit den nach monastischer Regel lebenden Mönchen aus besonderer Liebe und mit vielen Ausgaben gegründet wurde, weil dort unser Vater seinen letzten Erdentag erlebte“.

 

Zur Erklärung: Kaiser Otto der II. begab sich seinerzeit auf eine Reise nach Italien. Da solche Unternehmungen mit kriegerischen Auseinandersetzungen verbunden waren, bargen sie allerhand Gefahren. Aus diesem Grund wurden die drei erwähnten Reichsburgen mit den dazu gehörigen Burgwardien an das Kloster Memleben bei Merseburg gegeben (Hauskloster der Ottonen). Da Kaiser Otto II. in Italien starb und nicht zurückkehrte, verblieben die drei genannten Orte im Herrschaftsbereich der Ottonen. Die drei in der Urkunde erwähnten Reichskastelle lassen sich nicht eindeutig lokalisieren. Vieles deutet darauf hin, dass das Reichskastell Briechouua mit unserem heutigen Treuenbrietzen identisch sein könnte. Einen eindeutigen Beleg dafür gibt es bis heute leider nicht. Sollte es dennoch gelingen diese Sachlage zu beweisen, dann wäre die Stadt Treuenbrietzen in diesem Jahr bereits 1040 Jahre alt.

 

W. Ucksche

Kaiserurkunde Otto II.

 

Jüdischer Friedhof 1925

Jüdisches Leben in Treuenbrietzen

 

Die Schüler einer 6. Klasse der Grundschule Albert-Schweitzer in Treuenbrietzen beteiligen sich am bundesweitem Projekt „Denkmal aktiv – Kulturerbe macht Schule. Der Heimatverein unterstützt die Spurensuche der Schüler. Aus diesem Grund trafen wir uns am 23. November 2021 im Heimatmuseum der Stadt, wo noch Fragmente von zwei jüdischen Grabsteinen aufbewahrt werden. Frau Anke Geißler-Grünberg von der Universität in Potsdam übersetzte die noch erhaltenen Schriftzüge in Hebräischer Sprache ins Deutsche. Im Anschluss unternahmen wir einen kleinen Stadtrundgang, wobei über jüdisches Leben in Treuenbrietzen informiert wurde. Nach eineinhalb Stunden beendeten wir unsere „Spurensuche“ auf dem jüdischen Friedhof der Stadt. Ich hoffe, wir konnten den Schüler noch einige neue Informationen vermitteln.

 

W. Ucksche

 


 

Wagnerorgel

Geburtstag einer Königin

Eine Königin feiert ihren Geburtstag. Ihr Alter: 280 Jahre. Gemeint ist die Königin der Instrumente, die Orgel. In der Zeit von 1739 bis 1741 baute der Orgelbauer Joachim Wagner die Orgel für unsere St. Marien Kirche. Übrigens soll auch die St. Nikolai Kirche eine Orgel von Joachim Wagner besessen haben.

 

W. Ucksche


 

Rabenhorst

Verdienstvolle Bürger der Stadt Treuenbrietzen

Zu den verdienstvollen Bürgern gehört zweifelsohne der in Treuenbrietzen geborene Apotheker, Botaniker und Dr. der Philosophie Gottlob Ludwig Rabenhorst. Sein Vater war Ratsmann und Kämmerer der Stadt. Vor 190 Jahren, am 29. Dezember 1831 heiratete er die Tochter des Kaufmanns Christian Gottfried Krüger, ebenfalls aus Treuenbrietzen. Er war Mitglied in zahlreichen wissenschaftlichen Gesellschaften. Achtung und Würdigung für seine Botanischen Arbeiten und vor allem für seine Kryptogrammforschung erfuhr er weit über Deutschland hinaus. Bei der Gründung des Botanischen Vereins der Provinz Brandenburg am 15. Juni 1859 wurde Rabenhorst zum Ehrenmitglied gewählt. Vor 140 Jahren, am 24. April 1881 verstarb Dr. phil. Gottlob Ludwig Rabenhorst Nachmittag 04. Uhr im Alter von 75 Jahren. Er wurde auf dem St. Wolfgang-Friedhof beigesetzt. Sein Grab ist heute leider nicht mehr vorhanden.

 

W.Ucksche

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